Vergleich von Textilfasern und deren Trageeigenschaften

Wer sich ein T-Shirt kaufen möchte, kann nicht nur zwischen verschiedenen Farben und Designs, sondern auch zwischen unterschiedlichen Fasern wählen. Diese möchte ich euch in diesem Blogbeitrag näher bringen und mit den verschiedenen Trageeigenschaften vergleichen. Hat doch die Auswahl der Fasern großen Einfluss auf die ökologischen Aspekte…

Die NGO Made-by hat 2011 Textilfasern in einer Studie[1] auf ihre Umweltauswirkungen verglichen. Hier wurden jedoch nur die ökologischen Auswirkungen bis zur frischen Faser mitberücksichtigt, das heißt anschließende Färbe- bzw. Veredelungsprozesse blieben außer Acht. Dennoch möchte ich diese Studie vorstellen, da sie sehr übersichtlich die meistverwendeten Textilfasern in Klassen einteilt und einen guten Überblick gibt, wobei die Klasse A die ökologisch höchstwertige ist. Nun sehen wir uns an welche Fasern es gibt, wie deren Trageeigenschaften sind und wie sie im ökologischen Ranking abschneiden.

Die Einteilung der Textilfasern habe ich am Beispiel von Baumwolle und Bio-Baumwolle, Hanf und Bio-Hanf, Modal by Lenzing, Polyester und recyceltem Polyester vorgenommen.

Textilfasern können aus Naturfasern oder Chemiefasern hergestellt werden.

Naturfasern

Natürliche Textilfasern sind entweder pflanzlichen (Zellulose) oder tierischen (Eiweiß) Ursprungs. Zu den tierischen Fasern zählen Wolle und Seide, sie werden in diesem Beitrag nicht näher behandelt.

Pflanzliche Fasern

sind unter anderem Baumwolle, Hanf, Leinen, Kapok, Jute, Nessel.

  • Baumwolle

1kg Baumwollstoff benötigt im weltweiten Durchschnitt 11.000 Liter Wasser. In  Indien sind es beispielsweise bis zu 23.000 Liter.

Trageeigenschaften der Baumwollfaser:
·         Hautfreundlichkeit
·         Hohe Feuchtigkeitsaufnahme
·         Atmungsaktiv
·         Geringe Elastizität – knittert stark
·         Feine und weiche Fasern

Die Baumwolle hat nach wie vor ein positives und natürliches Image, nicht zuletzt aufgrund ihrer Trageeigenschaften. Sie ist die meistgenutzte natürliche Faser, 1/40 der weltweiten Ackerflächen werden mit Baumwolle bebaut. Dennoch belastet die Produktion die Umwelt massiv. Konventionelle Baumwolle (ca. 99,5% der Weltproduktion) benötigt enorm viel Wasser, Pflanzenschutzmittel, synthetische Dünger sowie Totalherbizide, welche im großen Maßstab eingesetzt werden. Etwa ¼ der weltweit auf Ackerflächen gesprühten Insektizide landen auf Baumwollfeldern. [2]

Hinzu kommt der Verlust an Biodiversität durch Monokulturen, sowie der enorme Einsatz an gentechnisch veränderten Pflanzen (fast die Hälfte aller Baumwollpflanzen).[3]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass konventionelle Baumwolle sehr hohe Umweltauswirkungen besitzt, darum befindet sie sich auch in der Klasse E. Demgegenüber ist biologische Baumwolle auf jeden Fall vorzuziehen (Klasse B), da hier auf einen geringeren Wasserverbrauch sowie den Verzicht auf Pestizide, Herbizide, Kunstdünger geachtet wird. Außerdem wird auf Gentechnik verzichtet. Abwechselnde Fruchtfolge und organische Düngung stehen im Vordergrund. Jedoch ist auch bei Bio-Baumwolle der Wasser- und Flächenverbrauch im Vergleich sehr hoch.

  • Hanf

Für die Produktion von 1kg Hanfstoff wird im weltweiten Durchschnitt 1.000 bis 2.500 Liter Wasser verbraucht (ebenso für Leinen). Die Fasern werden aus den Stängeln der Hanfpflanze gewonnen.

Bezogen auf die Umweltauswirkungen in der Faserherstellung schneidet Hanf sehr gut ab. Konventioneller Hanf liegt in Klasse C und biologischer Hanf in Klasse A. (Ich möchte erneut hinweisen, dass die obige Studie bloß einen Anhaltspunkt darstellen soll, sie stellt keine vollständige Lebenszyklusanalyse dar). Das positive Abschneiden von Hanffasern liegt in der Robustheit der Pflanze, dem schnellen Wachstum und dem geringen Wasserbedarf. Hanf ist eine relativ anspruchslose Pflanze mit wenigen Schädlingen, daher der geringe Dünger- und Pestizideinsatz. Auch der Energieeinsatz in der Produktion beträgt bloß 2/3 der Baumwollproduktion. Der Nachteil der Hanffaser ist, dass sie sich, wenn sie in Reinform in der Bekleidung vorkommt, etwas kratzig auf der Haut anfühlen kann (was meiner Meinung nach ein weit verbreitetes Vorurteil ist). Dem wird durch Mischungen mit Leinen oder Baumwolle vorgebeugt. Außerdem werden durch neue Spinn- und Webverfahren laufend Verbesserungen in der Tragequalität erzielt. Hanf und Leinen zählen zu den ökologischsten Naturfasern und sind demnach sehr empfehlenswert.[4]

Trageeigenschaften der Hanffaser:
·         Kühles Tragegefühl
·         Geringe Elastizität – knittert stark
·         Robustheit, Strapazierfähigkeit
·         Geringere Feinheit und Weichheit

Chemiefasern

Zur Herstellung von Chemiefasern werden cellulosische oder synthetische Polymere verwendet. Kunstfasern stellen den größten Teil der Textilfasern dar.


Abbildung: Entwicklung der Produktionsmengen und der Anteil der Faserarten von 1900 bis 2006
Quelle: WWF – Hintergrundinformation Bekleidung und Umwelt [5]

Cellulosische Polymere

Zellulosefasern, manchmal auch natürliche Chemiefasern genannt, werden aus der in Holz enthaltenen Zellulose hergestellt. Zu den cellulosischen Chemiefasern zählen Viskose, Tencel, Lyocell, u.a.

  • Modal by Lenzing (Edelweiss Fibre Technology)

Die österreichische Firma Lenzing, einer der Marktführer in der cellulosischen Chemiefaserherstellung, hat durch innovative Technologien große Erfolge in der ökologischen Faserherstellung erzielt.

Im Vergleich zu Baumwolle, wird in der Produktion bis zu Zwanzigmal weniger Wasser verbraucht. Der Rohstoff für Lenzing Modal ist ausschließlich Buchenholz. Künstliche Bewässerung sowie Pestizideinsatz sind demnach nicht vorhanden. Der Flächenbedarf zur Produktion einer Tonne Modalfasern liegt bei 0,7ha pro Jahr, der von Baumwolle entspricht im weltweiten Durchschnitt 1,07ha[6] Die Verfahren zur Gewinnung von Modal sind besonders umweltschonend und weisen maximale Kreislaufschließung auf, des weiteren werden die anfallenden Nebenprodukte, wie Essigsäure oder Natriumsulfat als Input für andere Industrien verwendet.

In der made-by Studie handelt es sich nicht um Lenzing Modal, deshalb können wir Lenzing Modal hier nicht in einer Klasse mit den anderen Fasern vergleichen. Jedoch scheint Tencel by Lenzing in Klasse B auf, eine weitere patentierte Faser der Firma Lenzing, für welche das Unternehmen den europäischen Umweltaward für die annähernd perfekte Kreislaufschließung des Lösungsmittels erhalten hat.

Trageeigenschaften von Modal by Lenzing
·         Gute Saugfähigkeit
·         Hohe Elastizität – knitterarm
·         Robustheit
·         Hautfreundlichkeit, hygienisch
·         Atmungsaktiv
·         Keine Wärmespeicherung

Synthetische Polymere

Hier wird Erdöl als Ausgangsprodukt chemisch umgewandelt und zu Fasern verarbeitet, diese Technologie wurde in den 1930er Jahren entwickelt. Synthetische Chemiefasern stellen heute den größten Teil der weltweiten Textilfaserproduktion dar.

  • Polyester

Fast 2/3 der verwendeten Chemiefasern sind Polyester.[7] Im Vergleich zu Baumwolle stoßen Kunstfasern doppelt so viele Emissionen aus. Dafür ist der Wasserverbrauch geringer und der Pestizidausstoß sowie der Flächenbedarf spielen keine Rolle.

Jedoch sehr problematisch ist die Ablösung von kleinsten Kunststoffteilchen während des Waschgangs, welche im Meer landen, da sie von der Waschmaschine selbst sowie der Kläranlage nicht herausgefiltert werden können (Studie Mark Browne, 2012). Vermutet wird, dass ein großer Teil des Mikroplastikmülls übers Waschen im Meer landet.[8]

Trageeigenschaften von Polyester
·         Sehr elastisch – knittert kaum
·         Formstabilität
·         Reißfestigkeit und Strapazierfähigkeit
·         Trocknet schnell und ist sehr leicht
·         Nimmt kaum Feuchtigkeit auf
·         Lädt sich elektrostatisch auf

 

  • Recyceltes Polyester

Wesentlich umweltfreundlicher in der Herstellung als andere Kunstfasern sind die recycelten Kunstfasern aus PET Flaschen. Aus etwa 25 PET Flaschen kann eine neue Fleecejacke entstehen. In der Herstellung wird nur sehr wenig Wasser benötigt, außerdem trägt die Verwendung der PET Flaschen zur Reduzierung des PET Flaschen Mülls bei und es wird kein neues Rohmaterial verwendet [9]. Der made-by Faser Benchmark stuft diese Faser in die Kategorie A ein, was auch mit ein Grund ist, dass recyceltes Polyester mittlerweile auch von namhaften Naturbekleidungsversandhäusern, wie hessnatur verwendet wird. Ein weiterer Vorteil ist die erneute Rezyklierbarkeit, so kann aus einem alten T-Shirt wieder ein neues entstehen (jedoch wird dies zum größten Teil in Asien durchgeführt, weswegen der Transport ins Gewicht schlägt). Negativ zu veranschlagen ist, dass ein entledigtes Kleidungsstück im Vergleich zu Bio-Baumwolle nicht kompostierbar ist und sich nicht zersetzt. Die Trageeigenschaften gleichen denen von Polyester.

Zusammenfassende Umweltprobleme unterschiedlicher Faserarten:

 

Faserart Umweltprobleme
Baumwolle Pestizide, Düngemittel, Entlaubungsmittel, Gentechnik, mittlerer Energieverbrauch, sehr hoher Wasserverbrauch
Bio-Baumwolle Hoher Wasser- und Flächenverbrauch, mittlerer Energieverbrauch
Hanf Teilweiser Einsatz von Düngemitteln sowie Pestiziden, mittlerer Energieverbrauch, evtl. Wasserröste
Bio-Hanf Niedriger Energieverbrauch, niedriger Wasserverbrauch
Modal by Lenzing Mittlerer Energieverbrauch
Polyester (Garn) Schwermetalle, sehr hoher Energie-, hoher Wasserverbrauch, Erdöl als Ausgangsstoff, Partikel können durch Waschen im Meer landen
Recycelte Fasern Mittlerer Energieverbrauch, Partikel können durch Waschen im Meer landen

Quelle der Abb.: Textilbroschüre „die umweltberatung“ 2014[10]; eigene Darstellung

QUELLEN:
[1] vgl. made-by.org

[2] vgl. http://virtuelles-wasser.de/baumwolle.html

[3] vgl. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/HG__Bekleidung_Umwelt_BB_JE_06_2010.pdf

[4] vgl. http://www.kirstenbrodde.de/?p=1546

[5] vgl. https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/HG__Bekleidung_Umwelt_BB_JE_06_2010.pdf

[6] vgl. http://www.lenzing.com/sites/nh08/html/2_2.htm

[7] vgl. cleanclothes.at ethical-fashion guide

[8] vgl. http://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/baumwolle-kunstfaser-kleidung-umwelt-100.html

[9] vgl. http://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/baumwolle-kunstfaser-kleidung-umwelt-100.html

[10] vgl. https://www.bigtex.de/magazin/textilkunde-alles-rund-um-fasern-und-stoffe/a-5086/

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2 Gedanken zu “Vergleich von Textilfasern und deren Trageeigenschaften

  1. Sven H

    Inder Zusammenfassende der Umweltprobleme unterschiedlicher Faserarten steht bei Baumwolle „Gentechnik“. Wieso ist das ein Umweltproblem? Mit der Gentechnik kann man doch genauso gut Pflanzen züchten, die weniger Pestizide und Wasser brauchen…
    Ich finde es nervig und dumm dass viele Leute die ich kenne immer blind auf eine so zukunftsweisende Technologie rumhacken. Hey leute akzeptiert doch mal, dass das meiste von dem was wir zum Essen oder Kleiden heute kennen nicht aus der Natur, sondern aus jahrhunderte langen Züchtungen kommt, und dass man nur eine Technik wie die Züchtung durch Genmanipulation einfach nicht generell ignorieren kann, wenn man neue coole Fruechte oder Kleidungsstoffe anbauen koennen moechte. Und wer was gegen GMOs hat, muss dann auch bereit sein viele Menschen verhungern zu lassen, weil nicht effizient genug Nahrung angebaut werden kann, jo und dass Menschen verhungern ist ein realer Grund weshalb heute Menschen sterben, und nicht wegen angeblicher Probleme von Genpflanzen.

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